Hast du gerade angefangen in Deutschland zu arbeiten? Dann fragst du dich sicherlich, was nach all den Abzügen von deinem Gehalt am Ende des Monats übrig bleibt?
Hier erklären wir dir einfach und verständlich, welche Teile deines Gehalts einbehalten werden und warum. So bekommst du einen klaren Überblick darüber, wie das System derGehaltsabzüge in Deutschland funktioniert.
In Deutschland ist das Gehaltssystem so strukturiert, dass bestimmte Abzüge automatisch vom Bruttogehalt abgezogen werden, noch bevor das Geld auf dein Konto überwiesen wird. Diese Abzüge sind gesetzlich vorgeschrieben und dienen dazu, verschiedene Sozialversicherungssysteme und steuerliche Verpflichtungen zu finanzieren.
Eine solche Struktur stellt sicher, dass alle Arbeitnehmer in die sozialen Sicherungssysteme einbezahlen, was wiederum langfristig zur Stabilität dieser Systeme beiträgt.
Dein Bruttogehalt ist der Gesamtbetrag, den du ohne jegliche Abzüge verdienst. Es umfasst dein Grundgehalt sowie mögliche zusätzliche Zahlungen wie Überstunden, Boni oder andere Zulagen.
Dem gegenüber steht das Nettogehalt, das umgangssprachlich auch als „Auszahlungsbetrag“ bekannt ist. Dies ist der Betrag, der dir nach Abzug aller Steuern, Sozialversicherungsbeiträge und anderer gesetzlich oder vertraglich festgelegter Abzüge tatsächlich zur Verfügung steht.
Die Differenz zwischen Brutto- und Nettogehalt bildet somit die Summe der Beiträge zu sozialen Sicherungssystemen und staatlichen Steuern.
Nun werden wir detaillierter auf die verschiedenen Arten von Sozialversicherungsbeiträgen eingehen, die dir von deinem Gehalt abgezogen werden.
In Deutschland spielen Sozialversicherungsbeiträge eine zentrale Rolle beim Übergang von Bruttogehalt zu Nettogehalt. Diese Beiträge sind gesetzlich festgelegt und decken eine große Menge von Versicherungen ab, die für die soziale Sicherheit der Arbeitnehmer sorgen.
Die gesetzliche Krankenversicherung ist eine der Säulen des deutschen Sozialversicherungssystems. Jeder Arbeitnehmer ist verpflichtet, hierzu Beiträge zu leisten. Der Gesamtbeitragssatz für die Krankenversicherung beläuft sich auf 14,6 % des Bruttoeinkommens. Dieser Betrag wird gleichwertig aufgeteilt, sodass Arbeitnehmer und Arbeitgeber jeweils 7,3 % tragen.
Essenziell für die finanzielle Absicherung im Alter ist die gesetzliche Rentenversicherung. Der Beitragssatz hierfür beträgt 18,6 % des Gehalts. Auch diese Kosten werden zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichmäßig aufgeteilt, wobei jeder 9,3 % übernimmt. Diese Beiträge gewährleisten, dass du nach dem Eintritt in den Ruhestand eine fortlaufende Einkommensquelle erhältst.
Die Pflegeversicherung mit einem Beitragssatz von 3,4 % sichert dich im Falle der Pflegebedürftigkeit ab. Bei Arbeitnehmern, die keine Kinder haben und über 23 Jahre alt sind, kommt ein Zuschlag von 0,6 % hinzu, den der Arbeitnehmer allein trägt. Die Basisbeiträge werden wie bei den anderen Versicherungen zur Hälfte von dir und deinem Arbeitgeber getragen.
Die Arbeitslosenversicherung bietet finanzielle Unterstützung im Fall einer Arbeitslosigkeit. Der Beitragssatz hierfür liegt bei 2,6 % des Bruttogehalts, der ebenfalls zu gleichen Teilen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer (jeweils 1,3 %) getragen wird. Diese Beiträge helfen dir dabei, den Lebensstandard bei Arbeitslosigkeit vorübergehend zu sichern und die Jobsuche zu unterstützen.
Durch diese Beiträge sichert das deutsche Sozialversicherungssystem grundlegende soziale Leistungen für alle Arbeitnehmer, indem es sie gegen Krankheit, Arbeitslosigkeit, Pflegebedürftigkeit und finanzielle Unsicherheiten im Alter schützt.
Neben den Sozialversicherungsbeiträgen sind Steuern die zweite große Komponente der Abzüge vom Bruttogehalt in Deutschland. Diese Abzüge sind wesentlich für die Finanzierung öffentlicher Dienstleistungen und Infrastruktur.
Die Einkommensteuer in Deutschland ist progressiv gestaltet, was bedeutet, dass der Steuersatz mit steigendem Einkommen zunimmt. Dieser progressive Steuersatz beginnt bei 14 % und kann bis zu 42 % des zu versteuernden Einkommens betragen. Dieses Systemsoll eine gerechte Steuerlastverteilung sicherstellen, bei der Arbeitnehmer mit höherem Einkommen einen höheren Prozentsatz ihres Einkommens an Steuern zahlen.
Der Solidaritätszuschlag wurde in Deutschland eingeführt, um die Kosten der deutschen Wiedervereinigung zu finanzieren. Seit 2021 ist dieser Zuschlag für die meisten Arbeitnehmer nicht mehr zu entrichten. Dies entlastet insbesondere Geringverdiener und mittlere Einkommen, wobei Gutverdiener weiterhin diesen Zuschlag zahlen müssen.
Die Kirchensteuer ist eine optionale Steuer, die von den Mitgliedern bestimmter Kirchen oder Religionsgemeinschaften erhoben wird. Der Satz variiert zwischen 8 % und 9 %der Einkommensteuer, je nach Bundesland und Kirche. Diese Steuer wird direkt von der Lohnsteuer abgezogen und an die entsprechenden religiösen Organisationen weitergeleitet. Nichtmitglieder religiöser Gemeinschaften sind von dieser Steuer befreit.
Die genannten Steuern spiegeln die finanziellen Beiträge wider, die jeder Arbeitnehmer leistet, um die sozialen Dienste, die Infrastruktur und das Gemeinwesen in Deutschland zu unterstützen.
Um die tatsächlichen Abzüge und das daraus resultierende Nettogehalt besser zu verstehen, betrachten wir nachfolgend ein Beispielszenario. Dieses Beispiel zeigt, wie sich die verschiedenen Abzüge auf das Nettogehalt auswirken können.
Gehalthöhe: 3.000 Euro Brutto
Gesamtabzüge: 1.279,50 Euro
Nettogehalt: 3.000 Euro - 1.279,50 Euro = 1.720,50 Euro
Dieses Beispiel verdeutlicht, wie die verschiedenen Abzüge zusammenwirken, um das Nettogehalt zu formen, das letztendlich auf deinem Konto landet.