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Das Kliniksterben in Deutschland

Schon wieder eine Klinik geschlossen. Da klopft das Pflegerherz einen Takt schneller, oder? Schließlich sieht man nicht nur die Qualität der medizinischen Versorgung, sondern auch seinen Arbeitsplatz in Gefahr.

Zu verständlich. Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind nicht die Besten. Könnte das Kliniksterben die Situation und den Druck auf Pflegekräfte verstärken?

Kurz gesagt: Nein. Obwohl die Kliniklandschaft in Deutschland schrumpft - und das bereits seit 30 Jahren - sieht die Lage nicht allzu düster aus. Es findet nur ein Wandel statt. Was das für einer ist und wie du als Pflegekraft damit umgehen solltest, erfährst du in diesem Beitrag.

Privatisierung im Fokus

Das Krankenhaussterben ist in Zahlenmessbar. Im Schnitt schließen seit 1991 jährlich bundesweit 17 Krankenhäuser. Mit Blick auf die Gesamtzahl der Krankenhäuser (Stand 2022) von 1.893 scheint das noch vertretbar.

Eine genauere Analyse zeigt deutlich, dass 34 Prozent weniger Krankenhäuser als vor 20 Jahren in öffentlicher Hand sind. Ein ähnlicher Trend ist auch bei Kliniken in freigemeinnütziger Trägerschaft erkennbar. Aber ein Blick auf die Gesamtzahl der Krankenhäuser lässt aufatmen. Es befinden sich einfach mehr Krankenhäuser in privater Hand. Allem voran sind hier die Unternehmen Asklepios und Helios zu nennen.

Während das Krankenhaussterben bei der öffentlichen Krankenhauslandschaft also messbar und zu spüren ist, sind die privaten Häuser nicht von Klinikschließungen betroffen. Im Gegenteil. Seit 2001 lässt sich bei den Privatkliniken sogar ein Zuwachs von 43 Prozent verzeichnen. Bis 2022 konnten die privaten Krankenhäuser ihren Anteil bei den deutschen Kliniken auf rund 40 Prozent ausbauen.

Das bedeutet: Es gibt zwar ein starkes Krankenhaussterben. Allerdings 'nur' im öffentlichen Bereich. Der private Sektor hält dagegen und bremst den Negativ-Trend sogar aus.

Was bedeutet dieser Strukturwandel für Pflegekräfte?

Nicht viel. Ob du nun in einem privaten oder öffentlichen Krankenhaus in der Pflege arbeitest, macht keinen großen Unterschied. Fakt ist aber: In Krankenhäusern verdienen Pflegekräfte am meisten.

Allerdings wird in öffentlichen Krankenhäusern nach Tarif bezahlt. In privaten Krankenhäusern kann zwar nach Tarif gezahlt werden, üblicherweise wird jedoch das Gehalt verhandelt. Da Pflegekräfte sehr gefragt sind, orientieren sich viele Arbeitgeber allerdings am Gehalt des Tarifvertrags des öffentlichen Dienstes oder dem der Länder. Heißt im Umkehrschluss: Ob private Klinik oder Krankenhaus in öffentlicher Hand - in beiden Häusern verdienen Pflegekräfte am besten.

Allerdings könnte die Krankenhausreform noch Einiges bewegen. In welche Richtung ist noch nicht klar.

Was bedeutet die Krankenhausreform für Pflegekräfte?

Ob öffentliches oder privates Krankenhaus: Pflegekräfte werden weiterhin gefragt sein. Dafür soll auch die Krankenhausreform, auf die sich Bund und Länder am 10. Juli 2023 geeinigt haben, sorgen.

Die Klinikreform unter Gesundheitsminister Karl Lauterbach sieht statt der bisherigen Fallpauschalen, sogenannte Vorhaltepauschalen vor. Letztere sollen 60 Prozent der Gesamtkostendecken. Pflegepersonalkosten gehören künftig zu den Vorhaltepauschalen. Das soll die Kliniken wirtschaftlich entlasten und die Qualität der Leistungen verbessern. Insolvenzen sollen vermieden werden. Patientinnen und Patienten sollen von mehr Transparenz profitieren.

Klingt gut. Besonders wenn es dadurch auch weniger insolvenzbedingten Schließungen geben soll. Allerdings sehen Vertreter der Pflege die geplante Reform kritisch. Es gäbe Verbesserungsbedarf.

Der Deutsche Pflegerat (DPR) begrüßt strukturelle Veränderungen im Krankenhausbereich. Er sieht aber auch "die Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit" als wesentlichen Erfolgsfaktor. Es müssten entsprechende rechtliche Voraussetzungen geschaffen werden, damit "in allen pflegerischen Versorgungsbereichen [...] angemessene Qualifikationsmixe von Pflegefachpersonen in der Zukunft gesichert werden."

Ein weiteres Problem: "Die Reform wurde zum größten Teil aus der ärztlichen Perspektive entwickelt und lässt somit die Expertise der Pflege hintenüberfallen." Es besteht also noch entsprechend Handlungsbedarf.

Zusammengefasst: Arbeitsplätze in der Pflege sind nicht in Gefahr

Im Bericht "Arbeitsmarktsituation im Pflegebereich" der Bundesagentur für Arbeit aus Mai 2023 heißt es:

"Die demografische Entwicklung, aber auch der medizinische Fortschritt haben bereits in der Vergangenheit dazu geführt, dass der Bedarf an Pflegepersonal in der Kranken- und Altenpflegegestiegen ist. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen."

Nach jetzigem Stand sind Arbeitsplätze in der Pflege ausreichend vorhanden. Daran werden die Reform und das damit verbundene Transparenzgesetz nichts ändern. Wenn alles so läuft wie geplant, soll sogar weiteres Kliniksterben vermieden und die Qualität der Krankhausleistungen (und somit hoffentlich auch in der Pflege) verbessert werden.